Stolby-Nationalpark in Krasnojarsk

Reisetag 5: Donnerstag, 6.9.2012, nach 4.098 km: Krasnojarsk

Um 2:30 Uhr war Tagwache; vor Krasnojarsk fahren wir sehr lange durch eine schön angelegte Datschensiedlung. Direkt überpünktlich kommen wir um 3:30 (= 7:30 Uhr OZ) in Krasnojarsk an. Zieht man ca. 5 ½ Stunden für Aufenthalte von der Fahrzeit ab, so hat unser Zug eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 72 kmh. gehabt.
Die Industriestadt ist mit rund 1,000.000 Einwohnern die 3. größte Stadt Sibiriens.

Unser Transferfahrer erwartet uns am Waggon. Da die Rushhour in den russischen Städten morgens erst so gegen 8:30 Uhr beginnt (dafür ist sie abends später und länger, so von 18 – 20:30 Uhr) sind wir rasch in unserem Privatquartier bei Olga, Victor und Danny (`di Vito´) – dem schon etwas betagtem, lustigen Spitz. Nach einem ersten Bekanntmachen brechen wie auf, um zu frühstücken. Es regnet leicht, und, leider, die Lokale haben durch die Bank noch zu. Wir finden aber eine Bäckerei, wo wir erstklassig (Wurst, Käsen, Ei, vor allem die Backwaren) und billig auftafeln. Anschließend wird in einem richtigen Bett nachgeschlafen – allerdings haben wir das Zugfahrschaukeln noch in den Knochen, ähnlich wie bei einer Schiffsreise.

Anschließend brechen wir zu einem Stadtbummel auf. Der Regen hat aufgehört und wir spazieren am Jenissej entlang ins Zentrum: schön angelegt, reges Treiben rundum, und viele schöne Springbrunnen. Und, auffallend, viele Sitzbänke, wobei jede Bank ihren Mistkübel hat. Deshalb, und weil es auch viele Straßenkehrer gibt, ist es überall recht sauber. Nun, nicht ganz: überall liegen Kopeken-Geldstücke am Boden. Keine Ahnung, warum die niemand aufklaubt. Jedenfalls haben wir die ganzen Tage gepiekt wie die Hühner Wir gehen über die Prospekt Mira Richtung Quartier – schöne, breite Gehsteige, Bäume und kleine Parks säumen den Weg, moderne Geschäfte, wir biegen in ein Cafehaus, Stil Alt-Wien, ein: tolle Kuchen, Getränke und Bedienung. Und, wie so oft, problemlose W-Lan-Verbindungen, kostenlos. In einem Supermarkt decken wir uns mit Prozentigem und Käse ein und verbringen den Abend im Quartier bei Kartenspiel.

 

Reisetag 6: Freitag, 7.9.2012, Krasnojarsk, Stolby-Park

Wanderung im Stolby Nationalpark

Wanderung im Stolby Nationalpark

Der Frühstücksduft weckt uns frühzeitig: Olga hat, mit Gemüsen und Obst aus der eigenen Datscha, ein aufwändiges Frühstück gezaubert, es schmeckt uns hervorragend. Um 9:55 Uhr läutet es, überpünktlich, wie alles in Rußland abgelaufen ist. Wir werden von einem von Olga organisiertem “Taxi” abgeholt, das uns zum STOLBY-NATIONALPARK bringt. Unser Alternativprogramm, nachdem unser Ausflug in die Taiga mit dem Postschiff am Jenissej in´s (nicht vorhandene) Wasser gefallen ist. Das “Taxi” entsprach voll der Vorstellung, die man von Rußland (und den anderen Autos in Krasnojarsk) landläufig hat: ein Toyota, der mit dem Originalzustand nichts mehr gemein hatte, zudem dürfte das Auto um rund 150 kg leichter als bei der Auslieferung gewesen sein (daß, wie bei 98% der PKWs in Krasnojarsk, die Windschutzscheibe kaputt war, sei nicht extra erwähnt). Dafür brachte uns der Chauffeur zügig zum Parkeingang, und das um pauschal nur 300 Rubel (+ Trinkgeld).
Der Park selbst war dann reizvoll: schön angelegte Wege mit Schaustücken und –tafeln, artenreicher Wald, viele Streifenhörnchen und Vögel.

Wir wandern rund 2 ½ Stunden hinauf, oftmals auf Holzstegen, zur Anhöhe, von dort noch ca. ½ Stunde zu Granitfelsen, die pfahlartig aus dem Boden `gewachsen´ sind. Ein Pärchen gibt uns ein paar Sonnenblumenkerne, um die Eichhörnchen fotogerecht zu locken. Nach einer erfrischenden Brotzeit (erfrischend deshalb, weil es auf 670 m Höhe nur knappe 10°C hat) gehen wir zurück zur Anhöhe. Mittlerweilen hat das Kiosk geöffnet, wir kaufen uns einen Kaffee (und finden wieder Geld). Der Weg bis zum Ende der Straße hat dann nicht viel gebracht hat, wir drehen um und gehen die ca. 6 km Richtung Ausgang.

stolby-park

Am Nachmittag sind dann schon mehr Besucher unterwegs, fast alle haben einen Sack mit Körnern für die putzigen Streifenhörnchen, die sich in der Sonne tummeln. Zudem unterstreicht das milde Sonnenlicht die Farbenpracht und –vielfalt des Waldes. Vom Ausgang weg sind es dann noch ca. 2,5 km bis zur Bushaltestelle. Insgesamt sind wir ca. 400 Hm und 17 km unterwegs gewesen. Olga hat uns dann erzählt, daß der Park nach einer Sperre über die Sommermonate wegen der Brandgefahr erst seit ein paar Tagen wieder geöffnet hat.

An der Bushaltestelle warten und warten wir – einige andere Buslinien sind schon mehrmals gekommen – auf “unseren” Bus Nr. 50. Wir fragen andere Wartende: jaja, der Bus kommt schon, bald. `Fragen´ heißt in diesem Fall, fuchteln, zeigen, Jenissej-Bridge-stammelnd. Aber die Leute sind sehr hilfsbereit, verdolmetschen unser Vorhaben auch der Schaffnerin im Bus, die dann doch gekommen ist. Die Busfahrt war dann ein Erlebnis für sich: der Bus (modern) ziemlich voll, die Schaffnerin konnte nicht wechseln (wir wußten auch nicht, wieviel die Fahrt für 4 Personen kostet, nur daß es nicht viel sein konnte ahnten wir, Heinz hielt halt einen Geldschein hin). Jedenfalls bekam dann Heinz nach und nach sein Geld mehr oder weniger wieder zurück (eigentlich wahrscheinlich mehr), wir bekamen keine Karten, hatten aber eine sehr genüßliche Fahrt entlang schmucken Holzhäuschen, Wohnanlagen, Datschas und Gewerbegebieten, ehe wir durch den abendlichen Stau über die breite Jenissej-Brücke ins Zentrum kamen.

Im Zentrum kehrten wir in ein Bistrozelt ein, ein englichsprachiges Fräulein als Gast verdolmetschte uns und dem Personal die Speisekarte und bestellte für uns. Wieder gut abgegessen (Grillhuhn, gegrillte Tomaten, Erdäpfel, …) und abgetrunken spazierten wir, diesmal über eine andere Prachtstraße, die Ulica Karla Marksa, nach Hause. Abends hören wir noch Olga in der Küche werken, es duftet wieder verführerisch.