Reisetag 1: Sonntag, 2.9.2012, Flug nach Moskau
Nach wochenlangen Recherchen ist es soweit: mit den Unterlagen von Knop-Reisen und unseren Rucksäcken (Gerhard 11,4 kg., Riki rund 20,0 kg.) sind wir abmarschbereit am Bahnhof in Krems. Um wohlfeile € 32,00 fahren wir 4 mit Zug und S-Bahnen zum Flughafen. Pünktlich um 18:00 Uhr heben wir nach Moskau ab – angenehmer Aeroflot-Airbus (das gute Essen war schon ein Vorgeschmack auf die russische Verpflegung).
Wir landen pünktlich um 22:40 (Ortszeit, + 2 Stunden Zeitverschiebung), kurzer Aufenthalt bei den Einreiseformalitäten, und schon erwartet uns Victor, unser Transferfahrer, zur Fahrt ins Hotel Alfa Ismailovo im Nordosten Moskaus. Mehr als zügig geht es über gut ausgebaute Straßen, 3-4 spurig, dahin, Staus rundum, riesige Gewerbe- und Geschäftsgebiete, die Geschäfte rund um die Uhr offen. Offene Münder, wir staunen und haben auch keine Erinnerung an 2002: damals sind wir noch durch ein großflächiges Grüngebiet in die Stadt gekommen, vielleicht war es auch ein anderer Flughafen.
Die zackige Fahrt von Victor hat leider nicht viel genutzt, Serverausfall im Hotel, wir warten eine ¾ Stunde bis wir unsere Zimmer (im 28. Stock, der eigentlich der 27. ist) bekommen. Knapp vor 1:00 Uhr ist´s soweit, ein (netter) Stockwerkconcierge verkauft uns noch (diesmal preiswert) Biere und Wasser. Das `Raucherzimmer´ ist allerdings im Stiegenhaus, das Türschloß ist “One-way”, sodaß wir uns schon mal aussperren (Waltrud läuft über´s Stiegenhaus treppab und andernorts treppauf, und schon waren wir wieder `befreit´).
Reisetag 2: Montag, 3.9.2012, Moskau und der Einstieg in die Transsib
Um ca. 9 Uhr sind wir beim Frühstück, und was für eines: Schokoladebrunnen (mit Früchten), Bier, Wein, Sekt, Fische, Nudeln, Gebratenes, WOK – was das Herz begehrt (und noch viel mehr)!
Das Hotel (`Ismailovo Alfa´) ist recht schön (mit Stockwerk-Sauna) und sauber, vom Zimmer aus (die Fenster sind sogar zu öffnen) ein schöner Blick über Moskau. Leider ist es etwas bedeckt und Großstadt-diesig, aber relativ warm.
Wir halten uns aber nicht lange auf, wollen wir doch versuchen, am Bankomat Geld zu ziehen, ist uns am Vorabend im Hotel nicht geglückt (und beim Geldwechsel am Flughafen wurden wir mit 30 Rubel anstelle 40 für 1 € ordentlich “übervorteilt”).
Aber auch in den umliegenden Bankomaten haben wir kein Glück. So schlendern wir noch kurz über einen Honigmarkt im Park und zur Metrostation, um Zigaretten zu kaufen. Überraschung: Zigaretten kosten nur 30-40 Rubel (und schmecken auch gut). Um 12:00 Uhr holt uns wieder Victor ab und kämpft sich durch den Verkehr. Mittlerweilen hätte mir gedämmert, daß es nur bei bestimmten Banken, z.B. der Sber-Bank, Geld mit österreichischen Karten gibt. Wir spähen, geduldig stoppt Victor bei 2 grünen Sber-Banken, doch die Bankomaten waren außer Betrieb. Frühzeitig sind wir am Bahnhof, der eigentlich 3 Bahnhöfe sein soll; ein schönes Gebäude, aber Großbaustelle, sodaß ich nicht sagen kann, sind wir am Jaroslaver oder Kasaner-Bahnhof. Dort hilft uns Victor noch an Geld zu kommen und begleitet uns zum Bahnsteig. Da der Zug noch nicht da ist, versorgen wir uns mit Bieren, Trockensuppen, Wasser und Zigaretten für die Fahrt.
Unser Zug mit 18 Waggons wird eingeschoben, Transsib-Zug Nr. 138, problemlos finden wir unseren Waggon. Ein Waggon mit Nummer 088…, ist somit von der Krasnojarsker Eisenbahnverwaltung. Wir erklären den Waggonbegleiterinnen unsere Fahrkarten, der `Zugmanager` wird noch beigezogen, dann dürfen wir einsteigen und unser Abteil beziehen. Mit unserem Fensterputzer wird – großes Erstaunen rundum – das Abteilfenster geschrubbt und wir machen es uns gemütlich.
Im Nu sind wir, wie die anderen Fahrgäste, in Trainingshosen und Gemütlich-Dress. Das Gepäck wird verstaut, der Zug fährt pünktlich um 15:20 ab. Bald sind wir aus Moskau heraus, wir machen uns mit dem Abteil vertraut: eigentlich recht gemütlich, die Betten nicht schlecht, Ablagen und ein ausreichend großes Tischchen. Die unteren Betten haben zum Gang hin eine kleine Ablage, von uns Kühlschrank tituliert, um unsere Wasser-flaschen und Bierdosen abzustellen. 1 Hauptlicht im Abteil und bei jedem Bett 1 Bettlicht.
Aus dem Lautsprecher düdelt Musik, die wir aber bald abstellen und dann ganz vergessen, sie wieder einzuschalten. Ziemlich flott geht es durch die brettelebene Landschaft, wir kommen mit dem Schauen und Staunen nicht nach. Birkenwälder in zartem Herbstlaub, zahlreiche verträumte Waldfriedhöfe, Datschas, da und dort Landwirtschaft mit Tieren in der weitläufigen Landschaft. Zwischendurch wird der Waggon erkundet: wie in den Berichten beschrieben das Raucherabteil, der Samowar, der ständig mit Heißwasser gefüllt ist, Teppiche auf den Gangbereichen, am Gang Thermometer und Uhr mit Digitalanzeige und, praktisch, die frei/besetzt-Anzeige für die WCs. Die WC´s (Waschräume) waren Biotoiletten, was den Vorteil hatte, daß sie in den Stationen nicht abgesperrt wurden.
Nach 1 Stunde war der erste längere Halt, bei den Bahnsteigfrauen wurde eingekauft, was das Zeug hielt: Piroggen, gefüllt mit Erdäpfel, Fleisch oder Kraut (besonders lecker!), Blinis, Hühnchen, Kartoffel, Eier, Gurken, …; es war das umfangreichste und vielfältigste Bahnsteig-Essen der ganzen Fahrt. Der nächste längere Halt war dann erst gegen Mitternacht (den haben wir aber nicht mehr mitbekommen). Wir inspizierten noch den Speisewagen (Bierpreis war vernünftig) und waren, schon eine Zeitzone überschritten, bald in unseren Betten. Schon vorher haben wir unseren Provodnizas Süßigkeiten gegeben, stärkt ja die Freundschaft.